Wenn man den Zoo Nürnberg – den Tiergarten Nürnberg – besucht, spürt man sofort: Das ist kein gewöhnlicher Zoo. Es ist eine naturnahe Oase, ein Lernort, eine Plattform für Artenschutz, manchmal auch ein Ort für Kontroversen, und vor allem ein Platz, der Emotionen weckt. Hier erfährst du, was diesen Ort so besonders macht.
Standort | Nürnberg, Bayern |
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Gegründet | 1912 |
Fläche | ca. 65 Hektar |
Tierarten | über 300 |
Landschaftstyp | Wald, Sandstein, Naturgehege |
Besucher jährlich | ca. 1 Million |
Besonderheiten | Delphinlagune, Manatihaus |
Bildung | Bionicum, Führungen, Lernpfade |
Artenschutz | EEP-Zuchtprogramme, Wiederansiedlung |
Highlights | Schneeleopard, Delfine, Eisbär |
Familienfreundlich | Spielplätze, Streichelzoo, Bahn |
Erreichbarkeit | Auto, Bus, U-Bahn, Fahrrad |
Gastronomie | Waldschänke, Bistro, Kioske |
Geschichte, die verbindet
Der Zoo wurde schon am 11. Mai 1912 gegründet und spielte von Anfang an eine Rolle als öffentlich zugänglicher Naturraum für die Nürnberger Bevölkerung. Wegen der Nazi-Rüstungspläne musste er 1939 in den Lorenzer Reichswald am Schmausenbuck verlegt werden, nachdem sein ursprüngliches Gelände weichen musste. Der neue Standort bot Sandsteinfelsen, alte Steinbrüche und dichtes Mischwaldgebiet – perfekte Voraussetzungen für einen Landschaftszoo. Nach schwerer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde er ab Mitte der 1950er Jahre mehrfach wiederaufgebaut und erweitert.
Natur trifft Architektur
Mit rund 65 Hektar Fläche ist der Tiergarten Nürnberg einer der größten Landschaftszoos Europas. Die natürliche Umgebung aus Sandsteinfelsen, alten Bäumen, Feuchtbiotopen und Waldwegstrukturen schafft eine einzigartige Atmosphäre. Es wirkt nicht wie ein Zoo, sondern wie ein Landschaftspark, in dem die Tierhaltung harmonisch integriert ist. Gerade Besucher merken schnell, dass hier Tiere und Umgebung in idealer Balance existieren – ohne Betonkäfige, dafür mit viel Raum.
Artenvielfalt mit Schwerpunkt gefährdeter Tiere
Rund 300 Arten beherbergt der Zoo heute. Dazu gehören asiatische Löwen, Amurtiger, Schneeleoparden, Polarbären und exotische Huftiere wie Grevy-Zebras, Przewalski-Pferde sowie diverse Antilopen und Wildesel.
Die Aquapark-Anlage sowie die Delphinlagune und das tropische Manatihaus zeigen Meeressäuger, Fischotter, Seehunde, Flamingos und über 45 Tierarten im Manatihaus mit tropischem Klima – eine lebendige Tropenwelt mitten in Bayern.
Besonders hervorzuheben sind die grünen Zuchtprogramme: Der Zoo beteiligt sich an mehr als 30 EEPs (European Endangered Species Programmes), koordiniert etwa die Zucht von Schabrackentapiren oder Seekühen und unterstützt Wiederansiedlungen von Urwildpferden und Eulen.
Bildung mit Gefühl
Egal ob Schulklasse, Familie oder Einzelbesucher – der Zoo ist ein lebendiger Bildungsort. Infotafeln, Führungen, Erlebnisstationen und Erlebniswege vermitteln Wissen über Tiere, Lebensräume und Artenschutz. Ein besonderes Angebot ist das Naturkundehaus sowie das Bionicum, ein Museum zur Bionik. Hier werden biologische Prinzipien greifbar gemacht und mit technischen Anwendungen verknüpft – experimentell und verständlich visualisiert. Nach einer umfassenden Renovierung wurde das Bionicum im März 2025 neu eröffnet – ideal für angehende Forscher und neugierige Köpfe.
Nachhaltigkeit im Fokus
Die Verbindung von Landschaftsschutz (das Gelände liegt im Natura‑2000‑Gebiet) und Zooarbeit ist kein Zufall: Die Zoo‑Flächen gehören zum FFH‑Schutzgebiet Reichswald mit Schmausenbuck. Gleichzeitig werden Bauprojekte wie die Erweiterung des Giraffenhauses unter dem Aspekt der CO₂-Reduktion und artgerechten Tierhaltung umgesetzt – das Fundament wurde im Mai 2025 gelegt. Auf dem neuen Klimawaldpfad, eröffnet 2024, informiert man Besucher über Waldökologie und Klimaschutz – barrierefrei und spielerisch gestaltet.
Erlebnis und Familienfreundlichkeit
Für Familien ist der Zoo ideal: Es gibt einen Kinderzoo, Streichelbereiche, große Spielplätze und eine Tiergartenbahn, die rund 4 km lang durch das Gelände fährt – im Design der historischen Lokomotive „Adler“. Fütterungen und Shows, z. B. in der Delphinlagune, machen die Begegnung mit Tieren aktiv und anschaulich. Gastronomie gibt es mitten im Park – etwa die Waldschänke bei den Eisbären oder das Bistro „Lagunenblick“ nahe der Lagune.
Herausforderungen zeigen Haltung
Der Zoo Nürnberg steht seit 2024/25 im Fokus öffentlicher Kritik – wegen der Entscheidung, 12 gesunde Paviane im Juli 2025 euthanasieren zu lassen, ausgelöst durch Platzmangel und gescheiterte Umzugspläne. Seit 2024 plant der Zoo eine Zuchtbegrenzung, konnte aber keine neuen Haltungen in anderen Einrichtungen erreichen.
Die Aktion löste massive Proteste aus: Aktivisten drangen ins Gelände ein, ketteten sich an oder klebten sich fest – auch erwuchs daraus eine Klage vor dem Versammlungsgesetz. Kritiker fordern Transparenz und alternative Lösungen statt Tötungen. Der Zoo argumentiert, die Maßnahme sei zur Wahrung des Tierwohls und zur Vermeidung aggressiver Konflikte innerhalb der überfüllten Gruppe notwendig gewesen.
Fazit: Mehr als nur Tiere sehen
Der Zoo Nürnberg ist nicht einfach ein Ort der Tierhaltung – er ist ein Lebensraum, gestaltet in Harmonie mit der Natur, ein Ort der Bildung, ein Leuchtturm für nachhaltige Zuchtprogramme. Besucher erleben Emotion, Wissen und Landschaft in einem Paket. Trotz der Kritik im Umgang mit Platzproblemen zeigt der Ort auch, wie komplex und verantwortungsvoll moderne Zooarbeit sein muss. Wer den Zoo besucht, nimmt mehr mit als Bilder von Tieren – man spürt eine Verantwortung für die Natur.
Warum dieser Zoo besonders berührt
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Landschaft statt Beton: Der Park ist selbst Kunst, die Tiere sind Teil eines Ganzen. Du spürst, dass der Zoo mit der Natur arbeitet, nicht gegen sie.
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Lernen mit allen Sinnen: Infotafeln, Führungen und das Bionicum machen Wissen erlebbar – für Kinder und Erwachsene.
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Liebe zu bedrohten Arten: Zuchtprogramme für Nashörner, Zebras, Seekühe und seltene Vögel zeigen echten Schutzgeist.
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Raum für Familien: Kinderzoo, Parkeisenbahn, Streicheltierbereich und entspannte Gastronomie machen den Besuch entspannt für Groß und Klein.
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Ethische Debatte: Der Umgang mit den Pavianen zeigt, dass ein Zoo sich nicht nur um schöne Bilder bemüht, sondern auch Verantwortung trägt – und Kritik aushalten muss.
Wenn du planst, selbst einmal den Zoo Nürnberg zu besuchen, plane mindestens vier bis fünf Stunden ein. Es lohnt sich, den Klimawaldpfad, die Giraffenanlage, das Manatihaus, die Delphinlagune, das Bionicum und die Raubtier-Felsenszenerie genau anzuschauen.
Dieser Ort verbindet Wildnis, Technik, Bildung und Verantwortung auf eine Weise, die man nicht vergisst. Tiergarten Nürnberg ist mehr als nur ein Zoo – er ist eine Einladung, das Leben in all seiner Vielfalt bewusst zu sehen.